Wirklich?
Dies ist ein Thema, dass mir aus vielen Gründen unter den Nägeln brennt. Es gibt momentan einen Trend Menschen dafür zu verurteilen oder zu beurteilen je nachdem woher sie ihr Haustier haben. Selbst in der täglichen Praxis erlebe ich, wie Menschen verschämt ihren Kopf senken und mir vorsichtig anvertrauen, dass ihr Hund oder ihre Katze vom Züchter ist. Sogar mit einer Entschuldigung im Nebensatz und dem Hinweis darauf, dass sie auch im Tierheim geschaut hätten.
Wie kann man Menschen danach beurteilen? Ich habe eine Menge sehr sozial engagierte Menschen getroffen, deren Tiere nicht aus allgemein definiertem Tierschutz stammten.
Auf der anderen Seite treffe ich Leute, die mit Stolz geschwellter Brust erklären, dass sie ihr Tier aus dem Tierschutz und damit gerettet hätten. Sie sind der Meinung schon soviel Voraus zu haben, dass sie nichts mehr falsch machen können. Der gerettete Hund wird hier jetzt nach der Dominanztheorie schwerst fragwürdig erzogen. Stellt man aber beide Gruppen gegenüber und die einzige Unterscheidung ist, woher ihre Tiere stammen, sticht keine der Gruppen besonders heraus. In beiden Gruppen findet man besonders gute und wertvolle Menschen, sowie Möchtegerne und Nichtdenker.
Andere haben Tierschutz, besonders den Auslandstierschutz, als blühenden Geschäftszweig entdeckt und können sich auch noch als Gutmensch tarnen.
Niemand sollte jemanden anhand der Herkunft seines Tieres beurteilen. Der eben noch beschimpfte Rassekatzenbesitzer verbringt seine spärliche Freizeit damit ehrenamtlich in einem Altenheim auszuhelfen. Die Frau mit dem Tierschutzhund hat 3 Kinder, einen Job und genug um die Ohren. Die Familie mit dem Golden Retriever vom Züchter kümmert sich zusätzlich noch um die pflegebedürftige Oma. Aber die alleinstehende Besitzerin von 2 Katzen aus dem Tierheim hat anscheinend genug Zeit die Ersten im Internet für die Herkunft ihrer Haustiere zu verurteilen.
Ist dies nicht sehr selbstgerecht? Bin ich hier selbstgerecht? Vielleicht weil ich nicht mehr zusehen möchte, wie ohne zu hinterfragen aus dem Einen ein Schlechter und dem Anderen ein guter Mensch gemacht wird? Da bekommt man das Gefühl, dass alles entschuldbar ist solange Miez nur aus dem Tierschutz kommt.
Wenn sich jemand ein Haustier aussucht, sollte er alle Möglichkeiten offen haben, denn es ist ein neues Familienmitglied und dies hoffentlich auf Lebenszeit. Ich liebe gute Tierhilfen und freue mich, wenn der Suchende dort seinen Gefährten findet. Genauso freut mich aber, wenn jemand beim Züchter seinen Hund oder Katze findet, die perfekt für ihn ist. Niemand sollte verurteilt oder beurteilt werden, danach woher sein Tier kommt, sondern was er für ein Mensch ist. Auch hat man das Recht sich einen Wunsch oder Traum zu erfüllen, weil man für eine bestimmte Rasse schwärmt. Jeder hat das Recht mit seinem Tier glücklich zu werden, denn so wird auch das Tier glücklich.
Die Probleme im Tierschutz können nicht dadurch gelöst werden, dass jeder irgendein Tier aus dem Tierschutz nimmt, ob es nun passt oder nicht. Alle mit Verantwortungsbewusstsein, ob Tierschutz oder Züchter, sollten einfach gut beraten und Suchende gut aufnehmen, um die richtige Hilfestellung bei der Suche nach dem richtigen pelzigen Gefährten zu geben. Dann steht auch dem Lebenslangen Zuhause nichts im Weg.